KUB 2025.02
Małgorzata Mirga-Tas
07 | 06 – 28 | 09 | 2025
Pressekonferenz
Donnerstag, 5. Juni 2025, 11 Uhr
Eröffnung
Freitag, 6. Juni 2025, 19 Uhr
Artist Talk
Samstag, 7. Juni 2025, 11 Uhr
2022 wurde Małgorzata Mirga-Tas durch ihren Beitrag im Polnischen Pavillon der 59. Biennale in Venedig einem breiten Kunstpublikum bekannt. Die Wände des Pavillons waren mit handgenähten Textilcollagen verhüllt, die Mirga-Tas gemeinsam mit Verwandten angefertigt hatte. Diese Re-enchanting the World betitelte Arbeit repräsentiert die Marginalisierung der Roma und Sinti, einer insbesondere während des Holocaust grausam verfolgten Volksgruppe. Małgorzata Mirga-Tas’ farbenfrohe Bilder sind faszinierend in ihrer Form, brillant in der Verdichtung der Narrative, porträthaft und eindringlich in der Darstellung. Die Stoffe stammen aus den Kleiderschränken ihrer Community. Die Patchwork-Technik, der Gebrauch von Stoffen aus zweiter Hand und die „Schwesternschaft“ (Mirga-Tas) der Frauen bei der Herstellung sind Ausdruck transkultureller Verflechtungen und wechselnder Inspirationen innerhalb der europäischen Roma und Sinti. Durch die feministische und inklusive Natur ihrer Arbeit wird weibliche Geschichtsschreibung aktiv betrieben und gezielt eingesetzt, um den männlich bestimmten Kanon zu erweitern.
Mit Nadel, Faden, Stoff und den kulturellen Erzählungen der Roma und Sinti überschreibt Małgorzata Mirga-Tas gesellschaftliche Stereotype, Konflikte, Missverständnisse und Vorurteile, die gegenüber dieser Minderheit existieren. In ihren Textilarbeiten vernäht sie das Beziehungsgefüge der Roma und Sinti im Gewebe der europäischen Gesellschaften und versöhnt den Kunstkanon mit seinen volkstümlichen Quellen. Mirga-Tas’ Kunst lädt auf eine sinnliche Art und Weise ein, sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen, indem die Mittel der bildenden Kunst einen unvoreingenommenen und direkten Zugang schaffen.
Für das Kunsthaus Bregenz plant Mirga-Tas neben Textilarbeiten eine Serie neu entwickelter, aufwendig produzierter Skulpturen aus Wachs. Dabei entstehen Tiere, beispielsweise Bären, die in der Heimat der Künstlerin, in Czarna Góra, der dicht bewaldeten Tatra im Süden Polens, leben, sowie männliche lebensgroße Figuren. Das Kunsthaus Bregenz mit seiner beeindruckenden Architektur und einzigartigen Atmosphäre ist der ideale Ort, um diesen neuen Werken den gebührenden Raum zu geben.
Małgorzata Mirga-Tas (*1978, Zakopane) lebt und arbeitet in Czarna Góra. In ihren Arbeiten nimmt die Künstlerin eine feministische Perspektive ein, die sich aus ihrer kulturellen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit herleitet. 2022 bespielte Małgorzata Mirga-Tas den Polnischen Pavillon auf der 59. Biennale di Venezia und war damit die erste Roma-Künstlerin, die ein Land vertrat. Mirga-Tas schloss 2004 ihr Studium an der Fakultät für Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste in Krakau ab. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzelund Gruppenausstellungen präsentiert, darunter 2024 in der Tate St Ives, im Bonnefanten, Maastricht, und im Centro Andaluz de Arte Contemporáneo, Sevilla, 2023 im Barbican, London, im Brücke Museum, Berlin, in der Göteborg Konsthall, 2023 im International Cultural Center, Krakau, 2020 im Polish Sculpture Center, Oronsko, und im Museum für Moderne Kunst, Warschau, sowie 2017 in der Moravian Gallery, Brno. Zudem war sie 2024 bei der Triënnale Kortrijk, 2023 bei der 14. Gwangju Biennale, 2022 bei der documenta15 in Kassel, 2021 bei der Guangzhou Triennale, bei der 3. Autostrada Biennale, Prizren, sowohl 2021 als auch 2019 bei der Art Encounters Biennale, Timișoara, und 2020 bei der 11. Berlin Biennale vertreten.