Gustave-Henri Jossot
Gustave-Henri Jossot
1866−1951
Ein Mann prügelt auf einen etwa vierjährigen Buben ein, in einem anderen Bild versohlt ein Kindermädchen einem Säugling den Hintern. Ein Arzt hält ein Neugeborenes mit blutigen Händen in die Höhe, während die Hebamme mit der Geburtszange assistiert. Das Baby habe sich geweigert, auf die Welt zu kommen, erklärt die Bildunterschrift. Gustave-Henri Jossot erzählt diese Szenen mit klaren Umrissen und reinen, flächig gesetzten Farben in dem von der modernen Malerei seiner Zeit beeinflussten grafischen Stil des Cloisonismus. Obwohl die künstlerische Ausführung der Postkarten von hoher Qualität ist, entsprechen die Inhalte nicht dem gediegenen bürgerlichen Geschmack – sie könnten schockierender kaum sein. Jossot greift Kirche, Staat und Armee an und zeichnet ein unbarmherziges Bild der französischen Gesellschaft: Häusliche und staatliche Gewalt, Kolonialismus, Rassismus, Pädophilie sowie korrupte Justiz werden in seinen Illustrationen in eindrücklichen Bildfindungen kritisiert.
Die Serie der Postkarten wurde erstmals 1902 als Bildstrecke in der Zeitschrift „L’Assiette au Beurre“ veröffentlicht, einem illustrierten Satiremagazin für sozialistische und anarchistische Karikaturen. Indem er den Optimismus und die Selbstverliebtheit der Belle Époque geißelt, wird Jossot so auch zum Vorläufer von Günter Brus und den Wiener Aktionisten. Ähnlich drastisch arbeiteten diese mit dem eigenen Körper gegen Staat, Kirche und gesellschaftliche Institutionen. Zudem finden sich Ähnlichkeiten zu den Aquarellen von Günter Brus, die im obersten Geschoss des Kunsthaus Bregenz präsentiert sind. Brus wählt zur Zeit der Corona-Pandemie ebenfalls die Kombination von Text und farbigem Bild sowie die Karikatur als Mittel für seine prägnanten Aussagen.
Gustave-Henri Jossot
L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
16 Postkarten, SIPHULA, Paris, edition: 2000
Courtesy of Sammlung Richard Huter
Gustave-Henri Jossot
16 Postkarten aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz
Gustave-Henri Jossot
Postkarte aus L’Assiette au Beurre, Dressage par Jossot (Jänner 1904), Nr. 144
SIPHULA, Paris, edition: 2000
Foto: Markus Tretter
Courtesy of Sammlung Richard Huter
© Kunsthaus Bregenz