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KUB Architektur in Gebärdensprache
Ein Ort für Kunstwerke zu sein und ein Ort für Menschen, die diesen Kunstwerken in Ruhe begegnen möchten – dem hat sich der Schweizer Architekt Peter Zumthor nach eigenen Worten mit seinem Entwurf für das Kunsthaus Bregenz verpflichtet.
»Das Kunsthaus steht im Licht des Bodensees. Sein Körper ist aus Glasplatten, Stahl und einer Steinmasse aus gegossenem Beton gebaut, die im Innern des Hauses Struktur und Raum bildet. Von außen betrachtet wirkt das Gebäude wie ein Leuchtkörper. Es nimmt das wechselnde Licht des Himmels, das Dunstlicht des Sees in sich auf, strahlt Licht und Farbe zurück und lässt, je nach Blickwinkel, Tageszeit und Witterung etwas von seinem Innenleben erahnen.«
Peter Zumthor
Ob man in die Werkstätten hinabsteigt, die Weite der Ausstellungsräume erkundet, oder die Fassadengänge und das Dach erklimmt – online stehen alle Bereiche des Kunsthaus Bregenz offen.
Das Kunsthaus Bregenz wurde als Tageslichtgebäude konzipiert. Das Tageslicht fällt zunächst durch die Fassade aus Glasschindeln, wird dann über Fensterbänder in einen Zwischenraum geleitet und von dort wiederum durch die Lichtdecken in die drei Obergeschosse. Dreifach gebrochen (Glasfassade, Isolierverglasung, Lichtdecke), erhellt das Außenlicht – je nach Tages- und Jahreszeit verschieden – die Ausstellungsräume.
Die Lichtdecken bestehen aus geätzten Glasplatten, deren Kanten freiliegen; sie hängen an Hunderten dünnen Stahlstäben von der Betondecke herunter.
In dem etwa 2 m hohen Zwischenraum wird das Tageslicht bei Bedarf durch Kunstlichtquellen, die die natürliche Anmutung des Lichts erhalten, ergänzt. Die speziell entwickelten Pendelleuchten (235 Stück je Geschoss) können einzeln oder als Gruppe geregelt und stufenlos gedimmt werden.
Die voneinander unabhängige Gestaltung von Fassade und Kern des Kunsthaus Bregenz wurde durch die sonst vor allem bei Hochhäusern zu findende Skelettbauweise ermöglicht: Hier übernehmen statt der Außenmauern Konstruktionselemente im Inneren die tragenden Funktionen – im KUB drei Mauerscheiben aus Sichtbeton, jeweils ca. 72 cm stark, die sich durch alle Geschosse ziehen. Zugleich gliedern sie den Innenraum. Da sich die Infrastruktur hinter den drei Betonscheiben befindet, entstanden weite, stützenfreie Ausstellungsräume.
Das von 1994 bis 1997 errichtete und 1997 eröffnete Kunsthaus Bregenz wurde von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen. Die Bauten Peter Zumthors sind stets Auseinandersetzungen mit dem Ort, an dem sie stehen. Obwohl ein Solitärbau fügt sich das Kunsthaus Bregenz in die Reihe bestehender öffentlicher Gebäude ein und interagiert mit seiner Umgebung – Wasser, Licht und städtischem Leben.
Die Glasfassade des Kunsthauses verleiht dem großen Baukörper transparente Leichtigkeit. Sie fungiert darüber hinaus als Wetterhaut und ist wesentlicher Bestandteil der Lichtführung. Die 712 Scheiben aus geätztem Glas, je 1,72 x 2,93 m, nehmen das wechselnde Tageslicht auf und leiten es gefiltert in die Geschosse. Die Fassade ist selbsttragend, statisch unabhängig vom eigentlichen Gebäude – sie umhüllt den freistehenden Betonbau wie ein doppelter Mantel: Eine Konstruktion aus Stahlfachwerkelementen hält sowohl die Glastafeln an der Außen- wie auch die thermische Fassade an der Innenseite. Zwischen Außen- und Innenverglasung befindet sich ein 90 cm breiter Raum, der mit vier Liftkabinen ausgestattet ist. Er ermöglicht die Wartung der Fassade und ist mit Scheinwerfern versehen, die das Kunsthaus nachts beleuchten.
Die Wände des Kunsthaus Bregenz bestehen aus samtig glänzendem Sichtbeton. Der Boden aus Terrazzo wurde direkt auf die Rohdecke aufgebracht. Ein Terrazzoboden ohne Dehnungsfugen ist bei so großen Flächen, wie sie sich im KUB finden, außergewöhnlich, hier fangen Zuluftschlitze an den Außenwänden die Spannung im Boden ab.
Im 6,20 m hohen, knapp 500 m2 großen Erdgeschoss befinden sich Kasse, Garderobe und Katalogverkauf. Es dient als Foyer, als Ausstellungsfläche und kann zudem für Veranstaltungen genutzt werden. Die Konstruktion des Kunsthauses, die jeweils autonome Statik von Hülle und Gebäudekern, ist im Erdgeschoss besonders gut zu erkennen, da hier die Außenwände aus Glas sind.
Über dem Erdgeschoss mit singulärem Charakter erheben sich drei Obergeschosse von identischem Grundriss mit jeweils 450 m2 Ausstellungfläche. Das erste und zweite sind gleich hoch (4,25 m), das dritte ist aus Gründen der Raumdramaturgie höher (4,95 m). Variation ergibt sich im KUB folglich nicht durch die unterschiedliche Größe der Räume, sondern durch die besondere Beleuchtungssituation im Erdgeschoss.
Im ersten Untergeschoss sind ein Vortragsraum, Räumlichkeiten für die Kunstvermittlung und sanitäre Einrichtungen untergebracht, daneben Lager- und Arbeitsräume der Haustechnik. Das zweite Untergeschoss ist für Besucher*innen nicht zugänglich, hier sind weitere Werkstatt- und Lagerräume sowie die Elektro-, Heizungs- und Klimazentrale.
Das Kub wird stadtseitig von einem Verwaltungsgebäude aus schwarz eingefärbtem Beton ergänzt, das als selbstständiges Haus konzipiert wurde. Dieses kleinere Gebäude bildet den Übergang zu den niedrigen Bauten der Altstadt und nimmt alle Nebeneinrichtungen des Kunsthaus Bregenz auf. Das Haus ist auf diese Weise allein für die Präsentation der Ausstellungen vorbehalten. Außer den Büroräumen in den zwei Obergeschossen befindet sich im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes die KUB Café Bar, die 2013 nach Plänen von Peter Zumthor um die zuvor als Museumsshop genutzten Räumlichkeiten erweitert wurde. Durch die Positionierung dieses Gebäudes im rechten Winkel zum Kornmarktplatz entstand ein zur Stadt hin offener urbaner Platz, der das Kunsthaus mit der KUB Café Bar in das städtische Leben einbindet und für Rahmenveranstaltungen zu den Ausstellungen genutzt wird.