Günter Brus verstorben
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KUB 2024.01
Günter Brus
17 | 02 – 20 | 05 | 2024
Pressekonferenz
Günter Brus
Donnerstag, 15. Februar, 11 Uhr
Eröffnung
Günter Brus
Freitag, 16. Februar, 19 Uhr
Günter Brus in Graz verstorben, geplante Ausstellung im Kunsthaus Bregenz wird am 16. Februar eröffnet
Der österreichische Aktionismuskünstler Günter Brus ist am 10. Februar 2024 in Graz verstorben. Im Kunsthaus Bregenz sind die Aufbauarbeiten für seine große Ausstellung mit fast 500 Arbeiten aus allen Schaffensphasen – die letzte an der Brus aktiv mitgearbeitet hat – in vollem Gange. „Günter Brus“ wird wie vorgesehen am 16. Februar um 19 Uhr eröffnet und bis zum 20. Mai zu sehen sein.
„Das Team des Kunsthaus Bregenz trauert um einen außergewöhnlichen Künstler. Brus zählt zu den wichtigsten Positionen der Nachkriegszeit, sein Abschied ist ein unvergleichlicher Verlust für die Kunstgeschichte Österreichs. Brus war Zeichner, Aktionskünstler, Dichter, Intellektueller – und Visionär. Seine Werke zeugen von einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit den Themen des Menschseins und der Existenz“, erklärt KUB Direktor Thomas D. Trummer in einer ersten Reaktion.
Bereits in den frühen Werken spiegeln sich Beschwernis und ein Hadern mit dem Dasein. Brus verwendet schwarze Kreide oder dunklen Graphit, um Landschaften darzustellen, die sich zu menschenleeren und abweisenden architektonischen Formen verdichten. In verwandten Werkgruppen finden sich Bilder auf Packpapier, die von zerfurchten Strichen durchzogen sind. Versuche von Geometrie und Konstruktion werden bereits im Ansatz durchkreuzt. Im nachfolgenden Informel findet er zu einem noch energischeren Ausdruck. Brus malt schonungslos und enthemmt, die Bilder werden mit schwarzer Farbe gepeitscht.
In den 1960er Jahren vollzieht sich die endgültige Befreiung von den Grenzen der Malerei. Brus findet zu einer radikalen Umdeutung des eigenen Körpers. Er tritt aus dem Rahmen heraus und wird zum lebendigen Bild. Seine Aktionen erregen erhebliches öffentliches Aufsehen, besonders seine Teilnahme an der Aktion Kunst und Revolution 1968 in einem Hörsaal der Universität Wien. Dort defäkiert Brus unter dem Absingen der Bundeshymne. Er scheut nicht davor zurück, Grenzen zu überschreiten und Tabus zu brechen, um die Betrachter*innen zum Nachdenken über die Existenz und zu einem vertieften Verständnis des Daseins anzuregen. Gesellschaftliche Missstände und Machtverhältnisse werden über den exponierten Künstlerkörper sichtbar. Als Folge wird Brus mehrfach vom Gesetz verfolgt. Vom Boulevard zum Staatsfeind denunziert, flieht er mit seiner Familie ins Exil nach Berlin.
Nach radikalen Performances wie der Zerreißprobe (1970), in denen er auf eine gesellschaftskritische Funktion durch Konfrontation und Abreaktion abzielt, wendet er sich Bildserien zu, in denen er seine Begabung für Text und Bild verbindet. Die Bild-Dichtungen sind fabulierend, versponnen, ausdrucksstark und romantisch-morbid. In einer dieser Bild-Dichtungen, die in Bregenz ausgestellt ist, zitiert Brus den rumänischen Philosophen Emil Cioran. Aufstand oder Abstand steht wie ein Lebensmotto auf einem der Blätter, in denen ausgemergelte Gestalten einen Albtraum bevölkern.
Die Auseinandersetzung mit dem Tod begleitet Brus zeitlebens. In den Bild-Dichtungen wird sie immer wieder zum Thema, und auch in seinen letzten Bildserien aus der Pandemie, die von spielerischer Erfindungsgabe und Einfallsreichtum geprägt sind, zeigt er sie zuweilen schelmisch und grotesk.
Die KUB Ausstellung wurde gemeinsam mit Günter Brus und dem Bruseum am Universalmuseum Joanneum entwickelt. Sie würdigt die wichtigsten Phasen seines außerordentlichen Werkes. „Günter Brus und seine Frau Anna haben wesentlich zur Auswahl beigetragen, ein großer Teil der Leihgaben stammt aus ihrem persönlichen Bestand. Es ist unendlich schade und traurig, dass Günter Brus die Ausstellung, die eine Woche nach seinem Tod eröffnet wird, nicht mehr erleben kann.“, so Thomas D. Trummer.
Die KUB Ausstellung zeigt fast 500 Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Es ist die letzte Präsentation, an der der Ausnahmekünstler aktiv mitgearbeitet hat. Günter Brus wird von 17. Februar bis zum 20. Mai 2024 im Kunsthaus Bregenz präsentiert.